Diverse Studien aus unterschiedlichen Wissenschaften belegen die positive Wirkung von Naturbegegnungen, wie z. B in der Medizin, in der Psychologie und Soziologie.

Der Kontakt mit der Natur kann ganz unterschiedlich sein, dazu zählen auch Naturbeobachtungen, ein Spaziergang im Freien oder das Arbeiten im Garten. Als Lern-, Erlebnis- und Erfahrungsort haben die Natur oder naturnahe Räume einen ganz besonderen Wert, der die mentale, soziale und physische Entwicklung von Kindern fördern kann.

Erste Untersuchungen zu dieser Thematik (Barton & Pretty 2010; Retzlaff-Fürst 2014) zeigten, dass durch Aktivitäten in der Natur der Selbstwert steigt. Ein geringes Selbstwertgefühl ist ein häufiges Symptom depressiver Persönlichkeiten. Naturerfahrungen stellen somit einen wichtigen Schutzfaktor der mentalen Gesundheit dar.

Insbesondere Personen mit einer höheren Naturverbundenheit haben dabei einen Vorteil. Sie weisen eine höhere Vitalität und Lebenszufriedenheit im Vergleich zu weniger naturverbundenen Personen auf (Capaldi et al. 2014).

Vor diesem Hintergrund forschen wir, die Fachdidaktik Biologie der Universität Rostock, zu Auswirkungen von Tätigkeiten im Schulgarten auf das Wohlbefinden, das Selbstwertgefühl, auf emotionale-soziale Kompetenzen und die Motivation von Schüler*innen.

Schulgärten können auch für die Gesundheitserziehung in höheren Klassen (11. und 12. Klasse) eingesetzt werden (Retzlaff-Fürst 2016). Vertreter eines Vorstudienkurses (Lehramtsstudent*innen und/oder angehende Lehramtsstudent*innen) des zweiten Semesters wurden im Lehrgarten der Universität Rostock zu ihrem subjektiven Wohlbefinden befragt und getestet. Im Ergebnis dieser Analyse wurde sichtbar, dass Gartenaktivitäten sich äußerst positiv auf das Selbstwertgefühl auswirken.

Studien zur Förderung des Wohlbefindens aus den Jahren 2016 und 2017 (Pollin & Retzlaff-Fürst 2018) zeigten, dass Schüler*innen der Jahrgangsstufe 6 eine gute Stimmung und ein hohes Interesse im Garten aufweisen. Positive Gefühle werden seitens der Schüler*innen im Garten mit direktem Bezug zum Unterricht wahrgenommen. Die Soziale Interaktionen (Kommunikation und Teamarbeit) der Schüler*innen sind häufiger im Garten als im Klassenraum beobachtbar. Der Schulgarten zeigte sich in der Untersuchung sich als ein gesundheitsförderlicher Ort (Link zur kompletten Dissertationsarbeit aus dem Jahr 2022 "Der Schulgarten ein Ort mit Gesundheitspotenzial" siehe rechts) .

Literatur

Barton, J. & J. Pretty (2010): What is the Best Dose of Nature and Green Exercise for Improving Mental Health? A Multi-Study Analysis. - Environmental Science & Technology, 44(10), 3947–3955. doi.org/10.1021/es903183r

Capaldi, C. A, Dopko, R. L. & J. M. Zelenski (2014): The relationship between nature connectedness and happiness: a meta-analysis.- Frontiers in Psychology 5(976),  1-15.

Pollin, S. & C. Retzlaff-Fürst (2018): Förderung von Wohlbefinden und sozialer Kompetenz bei Schüler*innen durch naturwissenschaftlichen Unterricht im Schulgarten. In: Hammann, M. & M. Lindner, Lehr- und Lernforschung in der Biologiedidaktik, Band 8. - Tagungsband der 21. Internationalen Tagung der Fachsektion Didaktik der Biologie im VBIO, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, 2017 (S. 191–206). Innsbruck Wien Bozen: Studien Verlag.

Pollin, S. (2023). Der Schulgarten - ein Ort mit Gesundheitspotenzial Eine empirische Untersuchung zur Förderung des psychischen Wohlbefindens bei Schülerinnen und Schülern der Jahrgangsstufe 6 durch naturwissenschaftlich-biologischen Unterricht im Schulgarten. RosDok. https://doi.org/10.18453/rosdok_id00004313

Retzlaff-Fürst, C. (2014): A school garden as a location of health education: Green cheers you up. - 10th Conference of European Researchers of Biology. Haifa: Technion.

Retzlaff-Fürst, C. (2016): Biology Education & Health Education: A School Garden as a Location of Learning & Well-being. - Universal Journal of Educational Research, 4(8), 1848–1857. doi.org/10.13189/ujer.2016.040814